Freitag, 21. Dezember 2012

21 (mit Option auf weitere Geschehnisse am heutigen Tag)



Freitag, 21 Dezember

Direkt nach dem Aufstehen war Lars an den Rechner gegangen, um zu schauen, ob bereits eine Antwort von Charlotte da war. Eigentlich rechnete er nicht ernsthaft damit, es war erst 6 Uhr morgens und irgendwie hatte er im Gefühl, dass sie seine Mail von letzter Nacht noch nicht gelesen hatte, aber zu seiner Freude wartete tatsächlich eine Mail von Charlotte auf ihn.



Betreff:
04:53 21.12.2012

Ich hab die Schnauze voll! Misch Dich nicht in mein Leben ein!!! Es geht Dich einen Dreck an, was ich mit Jan mache und wenn ich es für richtig halte, kann ich so oft mit ihm schlafen, wie ich will!
Von jemandem, der sich so wild durch die Gegend vögelt wie Du es tust, muss ich mir wohl kaum etwas sagen lassen. Du brauchst überhaupt nicht so tun, als würdest Du es gut mit mir meinen. Es geht Dir doch nur um Dich, DU willst nicht, dass ich was mit anderen Männern habe, aber Du kannst machen, was Du willst. Am liebsten wäre Dir wohl noch, ich würde ins Kloster gehen über Weihnachten, während Du zu Hause das Familienidyll simulierst. Oder vielleicht ist es ja auch ganz toll?!
Du kannst mich mal! Steck Dir Deine Ratschläge sonstwohin! Wenn Du meinst, mich vor Jan warnen zu müssen, dann hätte mich oder Ute oder die 300 anderen mal besser jemand vor Dir gewarnt! Vollidiot!!!
Ich hab keinen Bock mehr auf die ganze Scheiße und ich hab auch keinen Bock, zwischen den Tagen irgendwann Dein Lückenbüßer zu sein!


Fassungslos starrte Lars auf den Bildschirm. Das war das Letzte, womit er gerechnet hatte. Er kannte so einen Ton von Charlotte nicht, selbst wenn sie wütend gewesen war, hatte er sie noch nie so erlebt. Er wusste, dass Jan für sie ein heißes Thema war, aber dass er so eine Reaktion zu Tage fördern würde mit seiner Anmerkung zu ihm, damit hatte er nicht gerechnet. Er fragte sich, ob es wirklich nur an seiner Bemerkung zu Jan liegen konnte. Eigentlich war seine Mail doch sonst sehr nett gewesen. Er verstand nicht, warum sie plötzlich so ausrastete. Ihm fiel die Uhrzeit der Mail auf. Fast 5 Uhr morgens. Das war selbst für Charlotte ungewöhnlich spät. Vermutlich hatte sie die Nacht durchgemacht und ihm danach noch geschrieben.
Ute schlief noch, aber er wusste nicht, wie lange. Er würde länger darüber nachdenken müssen, was er auf diese Mail antworten sollte. Vielleicht war Charlotte ja noch wach, die Mail war erst vor einer guten Stunde gekommen. Er wählte ihre Nummer, aber es ging nur die Mailbox dran, das Handy war ausgestellt. Seufzend legte er auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Trotzdem wollte er direkt irgendetwas unternehmen und diese Mail nicht einfach so stehen lassen. Er hatte das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen, auch wenn er nicht wusste, für was überhaupt. Kurz überlegte er, auf ihrem Festnetz anzurufen, aber verwarf den Gedanken sofort wieder. Am Ende würde sie sich bedrängt fühlen, sie war sehr empfindlich, was ihre Festnetznummer anging und schien sowieso bereits extrem aufgebracht zu sein. Am Ende war dieser grauenvolle Jan sogar bei ihr oder er hatte sie zu dieser Mail getrieben. Vielleicht hatte er sie bequatscht, dass sie das beenden müsse zwischen ihnen.
Er beschloss, ihr später eine Mail zu schreiben, wenn er sich ein wenig gesammelt hatte. Ein wenig wütend war er auch, eigentlich musste er sich so nicht behandeln lassen. Aber die Unruhe überwog. Er wollte sie nicht verlieren und auch nicht, dass sie sauer auf ihn war, selbst wenn sie sich im Ton vergriffen hatte. Vielleicht sollte er ihr auch direkt ein Treffen vorschlagen, damit sie sah, dass sie kein Lückenbüßer war und ein Gespräch wäre in dieser Situation wohl auch sinnvoller als eine Mail.
Er griff zu seinem Handy. Eine SMS würde sie zumindest direkt lesen, sobald sie ihr Handy wieder einschaltete.

Guten Morgen Charlotte, ich habe gerade Deine Mail gelesen und möchte mich für das Missverständnis entschuldigen, ich wollte Dir keinesfalls zu nahe treten wegen Jan. Beruhige Dich bitte. Lass uns in Ruhe über alles reden, vielleicht morgen Vormittag? Sag mir Bescheid! Kuss, Lars

Er hoffte, die SMS würde sie ein wenig besänftigen und dass sich alles harmlos erklären würde. Dann fuhr er den Rechner herunter und ging erstmal unter die Dusche.

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