Freitag, 18. Januar 2013

Crawling in my skin - Freitag, 18. Januar 2013 (später mehr)

Als Lars am Morgen seine Emails abgerufen hatte, hatte er zu seiner Überraschung eine Mail von Charlotte vorgefunden. Schon beim Lesen des Betreffs und anhand der Tatsache, dass die Mail einen Anhang hatte, wurden bei ihm Gelüste geweckt. Er ahnte, dass es etwas mit dem von ihr per SMS angekündigten nachträglichen Weihnachtsgeschenk zu tun haben musste und war sich sicher, dass es sich beim Ahnung um ein weiteres Foto für seine heiße kleine Sammlung handelte. Er beschloss, sich die Vorfreude noch ein wenig zu erhalten und sich das Öffnen der Mail bis zum Abend aufzusparen. Falls das Treffen mit Franziska ein Desaster würde oder Ute wieder anfing herumzuzicken, hatte er wenigstens etwas, worauf er sich freuen konnte.
Allerdings war bisher kein Stimmungsumschwung bei Ute zu befürchten gewesen. Tatsächlich hatte sie ihn heute früh im Bett direkt wieder überfallen und sich seine Morgenlatte zunutze gemacht. Vielleicht hatte sie gerade ihren Eisprung - wobei, nein, sie nahm doch die Pille, da war das doch alles anders, oder? Was auch immer es war, es sollte ihm recht sein und er hoffte, es würde möglichst lange anhalten. Nach dem Akt war er noch gemütlich liegen geblieben, während sie unter die Dusche gehuscht war und anschließend das Frühstück bereitet hatte, während er seinerseits eine Dusche genommen hatte. Das Frühstück war auch sehr gemütlich und harmonisch gewesen und Ute hatte sogar die meiste Zeit entspannt gelächelt, eine willkommene Abwechslung gegenüber ihrer sauertöpfischen Miene in den letzten Wochen.
Nun zog er sich schnell um, um dann gleich zu Franziska aufzubrechen. Er war gespannt, was ihn erwartete. Inzwischen war eine gewisse Nervosität zurückgekehrt, ob es wirklich die richtige Entscheidung war oder sie ihm Ärger bereiten würde, aber die Vorfreude überwog eindeutig. Er hoffte, sie würde ihm wieder einen blasen. Ute stand nicht darauf und wenn sie es doch einmal ihm zuliebe tat, merkte man ihr deutlich an, dass sie dabei keinen Spaß hatte, was seinen Spaß meistens dann auch schmälerte. Da war Franziska definitiv anders drauf.
Mit einem Kuss verabschiedete er sich von Ute und stieg grinsend ins Auto. Mal sehen, was die Kleine sich ausgedacht hatte für ihn...

*****

Ute hatte fast zeitgleich mit Lars das Haus verlassen, um eine Runde mit Hugo durch den Park zu drehen. Bei diesem wunderschönen Winterwetter wäre es eine Schande gewesen, den Sonnenschein nicht zu nutzen, um durch den Schnee zu laufen.
Während sie durch den Park spaziert waren, war plötzlich ein Hund auf sie und Hugo zugestürmt gekommen und Hugo war entgegen seiner sonstigen, eher ängstlichen Art, freudig dem anderen Hund entgegengestürmt. Offensichtlich kannten sich die Hunde, auch wenn ihr der Hund nicht bekannt vorkam. Aber vielleicht war er Lars auf seinen Spaziergängen bereits begegnet. Gerade als der fremde Hund und Hugo einander erreicht hatten und anfingen durch den Schnee zu tollen, kam eine Gestalt aus dem Gebüsch hinterhergestürzt, die dick mit einer tief in die Stirn gezogenen Mütze und einem Schal vermummt war. "Schröder, du Räuber!", hatte sie gebrüllt und kam auf die Hunde und sie zugerannt, dann war sie plötzlich wie erstarrt stehengeblieben und sie hatten sich angestarrt. Es war Charlotte Holzheim gewesen und Ute hatte Böses geschwant, woher die Hunde einander kannten. "Oh, hallo!", hatte Charlotte überrascht hervorgepresst und ein schiefes Lächeln versucht, dann hatte sie den Hund am Halsband genommen und halb Schröder, halb ihr eilig erklärt, dass jetzt keine Zeit zum Toben mit fremden Hunden sei und sie dringend nach Hause müssten und sich verabschiedet. Ute hatte mit Mühe und Not ein "Tschüss" herausbekommen, so überrumpelt war sie von der Begegnung mit Charlotte und der Tatsache, dass die Hunde sich gut zu kennen schienen gewesen.
Aber immerhin war die Tatsache, dass Charlotte um diese Zeit im Park unterwegs war ein Indiz dafür, dass Lars seinen Termin nicht vorgeschoben hatte, um sich mit ihr zu treffen, sondern wirklich fleißig war, dachte sie zufrieden.

*****

Als Lars gegen 16 Uhr die Wohnung von Franziska wieder verließ, war er sich nicht sicher, was er von ihrer Begegnung halten sollte. Sie hatten Spaß gehabt, keine Frage. Sie hatte ihn nur in Unterwäsche an der Wohnungstür empfangen und im Gegensatz zu Ute stand ihr rote Unterwäsche zweifellos. Direkt an der Türe hatte sie ihm erst die Zunge in den Hals geschoben und ihm dann ein Glas Champagner in die Hand gedrückt. Die Rolle des reichen Töchterchens hatte sie definitv verinnerlicht. Er hatte es bei diesem einen Glas belassen müssen, schließlich war er mit dem Auto. Das schien ihr nicht gepasst zu haben, auch wenn sie mit dem Rest gut alleine klarzukommen schien. Sie hatte nicht lange gefackelt. Kaum hatte er mit dem Glas Champagner in der Hand an ihrem Esstisch platzgenommen, war sie vor ihm auf die Knie gegangen, hatte seine Hose geöffnet und ihm tatsächlich wieder einen geblasen. Allerdings hatte sie es diesmal nicht zu Ende geführt, sondern aufgehört, sobald sie das Gefühl hatte, sie würde sonst nicht mehr auf ihre Kosten kommen und dann hatte er sie einfach auf den Esstisch gelegt und sie ihrer indirekten Beschuldigungen Lügen gestraft. Offensichtlich war sie so etwas tatsächlich nicht gewohnt gewesen, jedenfalls hatte sie ihm vor lauter Begeisterung kräftig den Rücken zerkratzt, auch wenn er immer wieder versucht hatte, ihre Krallen abzuwehren und ihr gesagt hatte, sie solle es unterlassen. Vielleicht störte es sie auch einfach nicht und sie wollte ein Zeichen hinterlassen, er war sich nicht sicher. Als er sie nach dem Akt gefragt hatte, ob damit nun seine Schulden vom Wochenende beglichen seien, hatte sie nur erschöpft genickt und er hatte sich angezogen und war gegangen.
Er hoffte inständig, sie würde nun auch wirklich Ruhe geben, aber sicher war er sich nicht. Sie war so ein junges, verwöhntes Ding und schwer einzuschätzen. Aber er hatte es geschafft, ihr zu zeigen wo es langging und dass sie mit ihm nicht machen konnte, was sie wollte. Er hatte die Oberhand behalten und das war das Wichtigste. Er musste die Kontrolle haben, gerade bei so einem jungen, dummen Ding. Wenn eine Spielchen mit ihm spielen durfte, dann höchstens Charlotte. Sie war zwar nicht viel älter als Franziska, aber sie hatte es definitiv perfektioniert und eine Franziska würde ihr auch in zwanzig Jahren noch nicht das Wasser reichen können. Er seufzte, während er in der Kölner Rush Hour festhing. Lottchen würde wohl keine das Wasser reichen können. Kurz dachte er darüber nach, spontan bei ihr vorbeizufahren. Er hatte eigentlich noch Zeit, er hatte sich bei Ute für drei Stunden abgemeldet. Aber nein, er wusste überhaupt nicht, ob sie zu Hause war und wie sie reagieren würde, wenn er plötzlich vor ihrer Tür stände. Außerdem hatte er ihre Mail noch nicht geöffnet, er musste vorbereitet sein, was immer es war. Und außerdem war er sich nicht sicher, ob er so schnell nochmal könnte, nachdem er sich bereits heute Morgen und eben verausgabt hatte. Wobei, andererseits, allein der Gedanke an Charlotte war anregend genug. Trotzdem, er wollte nicht von einer anderen direkt zu Charlotte fahren, es fühlte sich falsch an. Er musste zu Hause erst einmal duschen und sich überlegen, wie er es hinbekommen könnte, dass Ute die Kratzer auf seinem Rücken an diesem Wochenende nicht mehr zu Gesicht bekam. Sonst könnte die gute Stimmung ganz schnell wieder vorbei sein... Er durfte sie heute Abend nicht zu nahe an sich heran lassen.
Am besten, er würde sich gleich nach dem Duschen in seinem Arbeitszimmer verschwinden. Dort konnte er auch in Ruhe Charlottes Mail lesen, er freute sich bereits jetzt darauf. Hoffentlich war Ute mit dem Hund unterwegs, sie brauchte nicht mitbekommen, dass er noch einmal duschen ging, das würde sie wohl wundern. Aber Franziska hatte so ein widerliches süßes, durchdringes Parfum aufgehabt und er befürchtete, danach zu riechen. Bei ihr hatte er nicht duschen wollen, er hatte einfach nur weg gewollt, nachdem er sie ruhig gestellt hatte. Sollte Ute da sein, würde er einfach behaupten, sie wären in der Kälte spazieren gewesen und er müsse sich aufwärmen... Solange sie bloß nicht dazu stieg und die Kratzer sah...
Während die nächste Ampel vor ihm auf Rot sprang, stellte er das Radio an. Crawling von Linkin Park, wie passend...


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