Samstag, 5. Januar 2013

Freitag, 04. Januar 2013

Ute hatte Mühe, sich beim Frühstück wenigstens eine Scheibe Brot reinzuzwingen. Aber sie durfte kein Misstrauen erwecken bei Lars, das hatte Susanne ihr immer wieder eingebläut. Trotzdem hätte sie ihm das Brot am liebsten auf den Teller gespuckt, während er ihr beim Frühstück gegenübersaß. Er sah so unglaublich selbstzufrieden aus und sie glaubte zu wissen, warum. Es war das typische Grinsen eines Mannes, der am Abend vorher seine Beute erlegt hatte, da war sie sich sicher. Als er mit diesem seltsamen spontanen Treffen mit seinem Kollegen gestern angekommen war, hatte sie sich im ersten Moment keine weiteren Gedanken darüber gemacht, weil sie zu sehr damit beschäftigt gewesen war, das Chaos nach dem Urlaub zu beseitigen. Monsieur hatte es ja nicht nötig, auch nur einen Finger krumm zu machen, es blieb alles an ihr hängen. Also hatte sie einfach nur genickt und nicht weiter nachgefragt. Im ersten Moment war sie sogar fast erleichtert, dass sie den Abend für sich allein auf dem Sofa verbringen konnte und in Ruhe fernsehen konnte, ohne dass er abfällige Bemerkungen über ihre Programmwahl machte oder sowieso gleich etwas anderes sehen wollte. Sie hatte sich den zweiten Teil der Charlotte Link Verfilmung im ersten Programm angesehen. Zwar hatte sie den ersten Teil am Vorabend verpasst durch die Rückkehr aus dem Urlaub, aber sie hatte das Buch gelesen und kannte die Handlung, weshalb sie gut hineinfand. Sie fand es spannend zu sehen, wie der Film die Handlung umsetzte, auch wenn die Protagonisten in ihrer Phantasie völlig anders ausgesehen hatten. Sie empfand es als verstörend, dass sie einer von ihnen, Dave, optisch und auch von seiner Art her, extrem an Lars erinnerte. Zwar hatte Dave dunkle Haare und war kleiner und auch die Gesichtszüge waren nicht völlig offensichtlich ähnlich, aber es gab dennoch eine starke Ähnlichkeit im Gesicht und auch bei der Mimik. Sie fragte sich, ob sie es sich einredete, zumal dieser Dave auch noch Französischlehrer war, aber nein, die Ähnlichkeit war nicht von der Hand zu weisen gewesen und witzigerweise hatte ihr Susanne sogar noch eine SMS geschickt und gesagt, Dave würde sie an Lars erinnern. Dass die SMS gerade in dem Moment kam, als Lars seine Verlobte mit einer jungen Studentin betrog, darüber mochte sie eigentlich lieber nicht weiter nachdenken. Allerdings war dies der ausschlaggebende Punkt gewesen, sein plötzliches Treffen doch noch zu hinterfragen und als er um kurz vor Mitternacht nach Hause gekommen war und ihrer Meinung nach immer noch nach einem süßlichen Parfum geduftet hatte, als der nachdem er duschen war zu ihr ins Bett gekrochen kam, da war sie sich sicher gewesen, dass er sich wieder mit dieser verdammten Charlotte getroffen hatte. Wahrscheinlich hatte er argen Entzug gehabt, nachdem er sie definitiv eine Weile nicht gesehen haben konnte über die Feiertage. Das alles hätte sie noch irgendwie beiseite schieben können, aber als sie heute Morgen die roten Striemen auf seinem Rücken entdeckt hatte, als er sich angezogen hatte, hatte es sie alle Selbstbeherrschung gekostet, ihn nicht sofort zur Rede zu stellen. Aber es brachte doch nichts, er würde alles leugnen und sie hinstellen, als sei sie eine eifersüchtige Furie. Sie musste versuchen gute Miene zum bösen Spiel zu machen und ihn wieder für sich zu gewinnen mit den Waffen einer Frau, alles Toben würde doch nur an Lars abprallen und ihn noch weiter von ihr entfernen, da gab sie Susanne recht. Dennoch hätte sie ihm gerade am liebsten in die Zähne gehauen, während er mit selbstherrlichem Grinsen die Zeitung las.

*****

Strahlend stand Lotte in der Dusche. Sie war gerade von ihrer morgendlichen Runde mit Schröder zurückgekehrt und hatte die erste Joggingrunde des Jahres daraus gemacht. Das Wetter war zwar mehr schlecht als recht gewesen, aber immerhin war es nicht kalt und sie hatte so gute Laune, dass das Grau ihr nichts anhaben konnte. Stattdessen hatte sie das Vogelgezwitscher im Park genossen und es waren aufgrund der erstaunlich hohen Temperaturen fast schon Frühlingsgefühle in ihr aufgekommen. Vielleicht nicht nur wegen der Temperaturen und des Vogelgezwitschers, sondern auch wegen des Vögelns gestern Nacht, dachte sie bei sich und musste noch breiter grinsen. Da sie das Weihnachtsgeschenk für Lars noch immer nicht fertig gehabt hatte, hatte sie ihm als Entschädigung für die Verzögerung einen besonders heißen Abend bieten wollen und war seinem Wunsch, die Unterwäsche wegzulassen, nachgekommen. Während sie auf dem Sofa gesessen hatten und sie seine Weihnachtsgeschenke ausgepackt hatte, hatte sie sich immer mal wieder so gesetzt, dass ihr Rock ein wenig höher gerutscht war, was er interessiert zur Kenntnis genommen hatte. Nachdem sie fertig ausgepackt hatte, hatte sie ihm ins Ohr geflüstert, er dürfe nun auspacken, aber da sie ein böses Mädchen sei und sein Geschenk immer noch nicht fertig habe, müsse er nun leider leider sie auspacken. Er hatte sie nicht lange bitten lassen und sie hatten sehr viel Spaß miteinander gehabt, so dass er erst gegen halb zwölf aufgebrochen war.
Und seine Geschenke, er hatte ihr so wunderbare Geschenke gemacht, sie konnte es immernoch nicht fassen. Wie konnte ein Mann so kreativ sein? Sie hatten beide eine Vorliebe für Das Parfum und gestern Abend drückte er ihr ein kleines Päckchen in die Hand und flüsterte ihr ins Ohr "Hier, mein süßes Kind, damit wirst Du noch verführerischer duften."



Tatsächlich war er bei Fragonard gewesen und hatte ihr dort fünf wundervolle Parfum-Miniaturen gekauft. Manche wunderbaren Dinge bekam man wohl wirklich nur in Paris, auf so eine Idee wäre kein Mann in Köln gekommen, dachte Lotte.
Und dann dieser Schmuck - er hatte ihr immer schon gesagt, dass er Ohrringe an ihr liebe, aber sie trug eigentlich nicht gerne welche, sie hatte auch nur ein Paar Perlenohrringe, das ihr wirklich gut gefiel, nur die passten ja auch nicht zu jeder Gelegenheit. Nun hatte Lars also die Initiative ergriffen, damit sie öfter Ohrringe trug und ihr ein zauberhaftes Paar geschenkt...





Lotte hatte sich sofort verliebt, sie waren dezent, aber trotzdem edel und die Steine funkelten so wundervoll. Als wäre das nicht genug gewesen, packte er direkt noch eine kleine Schmuckschachtel hinterher. Sie hatte geahnt, dass es ein Ring sein könnte und ihr hatte das Herz bis zum Hals geschlagen. Sie hatte erstmal ein halbes Glas Sekt hinuntergekippt, bevor sie das Schächtelchen geöffnet hatte, während er sie breit grinsend beobachtet hatte und mit seinen Fingern immer weiter ihre Schenkel hochwanderte, was ihre Unruhe noch verstärkte. "Keine Sorge, meine Süße!", hatte er ihr noch gesagt, als habe er ihre Gedanken lesen können. Dann hatte sie die Schachtel geöffnet und es war genau der Ring darin gewesen, den Lotte sich immer gewünscht hätte, wenn sie jemand gefragt hätte, wie ihr perfekter Ring aussehen würde. Silber, dezent, mit einem in 1000 Farben funkelnden Stein und einem Stern. Sie liebte Sterne über alles, nicht nur an Weihnachten und Lars wusste offensichtlich sehr genau, was sie liebte, auch als er, nachdem sie ihm zum Dank für den Ring mit Küssen überhäuft hatte, mit den Fingern noch tiefer zwischen ihre Beine wanderte. "Sie ihn als Versprechen, dass ich bald alles angehe.", hatte er zu ihr gesagt. Lotte strahlte. Am liebsten würde sie den Ring nie wieder ausziehen.


Einen kleinen Seitenhieb hatte er ihr natürlich auch verpassen müssen, er habe ihr nach eigener Aussage nicht zu viel Romantik zumuten wollen, da er ja wisse, dass sie darauf allergisch reagiere. Mit diesen Worten hatte er ihr das letzte Päckchen überreicht, dass sich als Kriminalroman entpuppte und dem Klappentext zufolge genau ihren Geschmack zu treffen schien. Sein Titel war Aschenputtel und Lars Kommentar dazu war gewesen, er habe leider nicht die passenden Schuhe für sie gefunden, nachdem er ihr ja bereits die perfekten Stiefel geschenkt habe. Auf ihre Frage, ob sie als Aschenputtel am Ende denn auch den Prinzen heiraten würde, hatte er nur lachend erwidert, den Ring habe sie ja bereits am Finger.



 Danach waren sie übereinander hergefallen, denn als Lotte ihm gebeichtet hatte, dass er sein Geschenk erst später bekomme, hatte er erstmal ihr Röckchen endgültig gelüftet und gemeint, nun habe sie es vollkommen verdient, den Hintern gehauen zu bekommen. Natürlich war es eher ein zärtlicher Klaps gewesen. Sie befürchtete, sie hatte sich im weiteren Verlauf des Abends versehentlich deutlicher revanchiert, als sie ihm ihre Fingernägel in den Rücken gebohrt hatte, weil sie nicht mehr wusste, wohin mit ihrer ganzen Lust, während unter ihnen schon fast die Couch zusammenzubrechen drohte.
Sie fragte sich, wie er Ute die Striemen wohl erklären würde, denn sie ging nicht davon aus, dass man sie heute nicht mehr sehen konnte.
Sie beschloss, es ihn einfach zu fragen. Das war doch ein guter Grund, sich zu melden...



Betreff: I want you(r) back!
Von: Anne-P.De-Mon@hotmail.de
An: L.Laslandes@koelnmail.de
11:46 04.01.2013

Liebster Lars,

nochmals 1000 Dank für Deine unglaublich kreativen und wunderschönen, großartigen, phänomenalen Gaben! Ich kann immernoch kaum fassen, dass es so kreative und geschmackvolle Männer gibt, Du bist der Wahnsinn! Das Parfum duftet so gut, jedes Einzelne! Und ich liebe den Ring und die Ohrringe! Ich habe auch gestern Abend noch angefangen Aschenputtel zu lesen, da hast Du ebenfalls genau meinen Geschmack getroffen.

A propos... um mal auf den Betreff dieser Mail zu sprechen zu kommen. Hat Aschenputtel (oder ist das jetzt zu gemein, sie so zu nennen? Aber irgendwie hat Ute auch was von Aschenputtel und noch ist sie ja mit dem Prinzen verheiratet...), also hat Aschenputtel eigentlich doch noch was gemerkt? Ich befürchte, Du hast ziemlich Kratzer auf dem Rücken, sei auf der Hut, mein Lieber. Oh man, vor 12 Stunden warst du noch hier, ich würde so gerne die Zeit zurückdrehen. Mein Gott, es war soo gut. Dabei sollten wir eigentlich nicht so oft miteinander schlafen, oder? Ich meine, eigentlich hatten wir gesagt, wir machen das gar nicht, bis Du Dich nicht getrennt hast und alles und nun scheint es doch zur Regel zu werden. Also nicht, dass es mir keinen Spaß macht. Aber ich glaube, es ist nicht gut. Nachher ruhst Du Dich noch darauf aus?! ;-) Nein, im Ernst, versprich mir, dass alles gut wird, ja? Ich habe mich so sehr gefreut über Deine Worte, als Du mir den Ring gegeben hast. Ich werde ihn jetzt immer tragen, obwohl das eigentlich gar nicht meine Art ist mit Schmuck und sowas. Aber für Dich...

Schreib mal, wie es Dir ergangen ist, ich vermisse Dich!

Lotte

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