Samstag, 16. Februar 2013

Ablenkung gesucht - Samstag, 09. Februar 2013

Heute fühlte sich Lotte wieder fit. Sie war sehr erleichtert gewesen, dass alle ihre Qualen vom Vortag nach dem Aufwachen wie weggeblasen gewesen waren. Das war zumindest soweit wahr, wie es sich um die körperlichen Qualen handelte. Der aktuelle Zustand mit Lars und auch der Gedanke, was Jan wohl an Karneval treiben könnte, quälten sie nach wie vor. Aber davon würde sie sich am Abend beim Geisterzug ablenken, wo sie gemeinsam mit Doro und ein paar Kommilitoninnen mitfeiern wollte. Die Frage war lediglich, wie sie sich bis 17 Uhr ablenken sollte, denn dann erst trafen sie sich. Sie beschloss, sich erst einmal mit ein paar sinnlosen Spielen auf Facebook abzulenken, das klappte eigentlich immer recht gut. Gerade als sie sich eingeloggt hatte, klingelte ihr Handy. Es wurde mit unterdrückter Nummer angerufen und da fürchtete, es könne Lars sein, ging sie nicht ran. Tatsächlich war ihre Befürchtung nicht unbegründet gewesen. Nur zwei Minuten später piepte eine SMS, die ebenfalls von Lars war.

Charlotte, bitte geh ans Telefon oder schick mir wenigstens eine SMS, wann wir reden können. Mir ist klar, wie es auf Dich wirken muss, aber es ist anders. Bitte, ich will es Dir nicht per SMS oder Mail schreiben müssen. Lars

Wieder kreisten ihre Gedanken darum, was passiert sein könnte. Aber was immer es war, er schien sich nicht getrennt zu haben und damit war alles andere eigentlich hinfällig.
Sie drückte auf Antworten.

Wir können reden, wenn Du Dich getrennt hast. Falls Du Dich getrennt hast. Ansonsten gibt es nichts zu reden.

Kaum hatte sie die Empfangsbestätigung für die SMS erhalten, ging erneut ein Anruf mit unbekannter Nummer auf ihrem Handy ein. Sie drückte ihn weg und schaltete das Handy aus. Wenn er jetzt auch noch auf Festnetz anrief, würde sie das Kabel aus der Wand reißen.
Kurzentschlossen griff sie selbst zum Hörer und rief Doro an, ob sie nicht Lust hätte, bereits jetzt mit dem Vorglühen zu beginnen. Sie hatte.

*****

Lars kam sich vor wie ein Tiger im Käfig. Er hatte sich noch nie in seinem Leben so ratlos gefühlt. Er war weder mit seinen Überlegungen, wie es mit Ute weitergehen sollte, noch mit denen, wie er das alles Charlotte beibringen sollte, auch nur ein Stück weiter gekommen. Allerdings hielt ihn das inzwischen nicht mehr davon ab ständig zu versuchen, Charlotte zu erreichen Er hoffte einfach, dass ihm spontan die richtigen Worte in den Sinn kommen würden, wenn er erst einmal mit ihr sprach. Damit, dass sie so konsequent den Kontakt mit ihm verweigerte, hatte er ebenfalls ziemlich zu knabbern. Er war es gewohnt, die Fäden in der Hand zu haben und momentan schien es so, als habe er auf ganzer Linie die Kontrolle verloren.
Er fragte sich, ob es vielleicht sinnvoll wäre, heute Abend ein wenig Ablenkung zu suchen und an einem Samstagabend in Paris auf Beutezug zu gehen. In den letzten Tagen war er dazu nicht in Stimmung gewesen, zu groß war die Angst gewesen, es könne auch bei einem seiner Beutezüge noch etwas schiefgehen, aber gerade war er sich sicher, dass es ihm eventuell helfen könnte, den Kopf ein wenig frei zu bekommen. Er musste eben genau darauf achten, wenn er sich aussuchte, dann würde auch kein Missgeschick passieren. Schließlich war ihm eigentlich in den ganzen Jahren noch keines passiert - außer jetzt mit seiner eigenen Frau. Wenn man die Sache mit Franziska außen vorließ, jedenfalls. Er dachte an die Karnevalsfeier vom Golfclub, die ebenfalls an diesem Abend stattfinden würde. Ein Glück, dass er in Paris war und Ute würde mit Sicherheit nicht alleine hingehen. Damit blieb ihm wenigstens weiterer Stress in Sachen Franziska erspart. Er war gespannt, ob sie sich heute noch einmal melden würde.

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