Sonntag, 31. März 2013

Widerlich - Sonntag, 17. Februar 2013

Charlotte hatte in den letzten Tagen alles getan, um sich von der Situation mit Lars abzulenken. Am liebsten wollte sie ihn einfach nur vergessen und aus ihrem Leben streichen. Der Gedanke, dass Ute ein Kind von ihm erwartete, war für sie unerträglich. Für sie stand fest, dass die Sache mit Lars damit beendet war. Sie hatte nie einen Mann gewollt, der verheiratet war, hatte sich dann aber doch darauf eingelassen. Aber nun, wo er auch noch Vater wurde, war eine Grenze für sie überschritten, die nicht mehr fallen würde. Sie hätte nicht mehr in den Spiegel schauen können, wenn sie weiter eine Affäre mit Lars hätte, während Ute schwanger zu Hause hockte oder gar, wenn das Kind erst da war und die wenige Zeit, die sein Vater ohnehin nur für es haben würde, dann auch noch mit seiner Geliebten verbringen würde. Nein, das wollte sie nicht. Sie musste ihn schnellstmöglich vergessen, auch wenn es noch so weh tat.
Dieses Vergessen wäre ihr wohl wesentlich leichter gefallen, wenn sie rausgehen und feiern hätte gehen können, aber als Doro sie gestern Abend gefragt hatte, ob sie gemeinsam die Stadt unsicher machen sollten, hatte sie ablehnen müssen, da ihr Auge zwar schon wesentlich besser, aber immer noch extrem unansehnlich war. Doro hatte gemeint, sie solle es mit Camouflage überschminken und endlich das Haus verlassen, aber ihr war nicht danach gewesen. In zwei oder drei Tagen würde sie sich sicherlich wieder zeigen können, auch ohne Camouflage, aber bis dahin würde sie das Haus nur verlassen, wenn es unbedingt nötig war. Die Spaziergänge mit Schröder absolvierte sie immer früh morgens und spät abends, es ging alles. Sie hatte sich inzwischen ganz gut mit der Situation arrangiert und das würde sie auch mit Lars tun. Es brauchte eben seine Zeit, aber dann würde sie ihn vergessen haben und er würde ihr egal sein.
Gestern Abend war sie leider nicht besonders erfolgreich gewesen. Eigentlich hatte sie alle seine Mails löschen wollen als ersten Schritt, aber stattdessen hatte sie sie eine nach der anderen gelesen und dabei geheult wie ein Schlosshund.
Nun besann sie sich eines Besseren und ging an den Rechner, um die Mails wirklich endgültig zu löschen. Gerade, als sie alle gelöscht hatte, ploppte eine neue Mail von Lars auf. Sie überlegte kurz, sie einfach ungelesen zu löschen, aber die Neugier siegte und so öffnete sie sie.


Betreff: Bitte nicht löschen!
Von: L.Laslandes@koelnmail.de
 
An: Anne-P.De-Mon@hotmail.de
12:21 17.02.2013

Liebe Charlotte,

ich hoffe, Du löschst diese Mail nicht einfach ungelesen. Bitte, tu mir den Gefallen und lies sie bis zum Ende!

Charlotte, ich möchte uns unter gar keinen Umständen aufgeben. Ich habe mit Ute gesprochen und ihr gesagt, dass ich vorerst bei ihr bleibe während der Schwangerschaft, aber dass ich mich unter keinen Umständen einengen lasse und weiter meine Freiheiten brauche, sogar noch mehr. Wir können uns sehen, Charlotte. Wir sehen uns weiter und sobald das Kind da ist, trenne ich mich von ihr. Ich merke, dass es keinen Sinn hat, ich kann diese Frau kaum ertragen um mich herum. Ich empfinde nichts mehr für sie, absolut gar nichts. Sie kommt mir vor, wie ein unausweichlicher Fremdkörper in meinem zu Hause, der ein Stück von mir geklaut hat, damit ich nicht weg kann. Bitte Charlotte, gib uns die Chance und warte auf mich! Wir können uns doch auch sehen während der Zeit bis zur Trennung. Die Schwangerschaft muss uns kaum beeinträchtigen. Ich habe Ute auch klargemacht, dass ich möglichst wenig davon mitbekommen möchte und sie bloß nicht zum Muttertier mutieren soll.
Wenn ich nicht viel davon mitbekomme, besteht auch keine Gefahr, dass ich mich irgendwie einlullen lasse, nur weil sie schwanger ist.

Bitte Charlotte, lass uns in Kontakt bleiben!

Lars


Lotte löschte die Mail. Sie war angewidert. Wahrscheinlich bildete er sich ein, sie würde sich geschmeichelt fühlen oder es kaum abwarten können, sich wieder mit ihm zu treffen. Was bildete er sich ein? Wie konnte er so über Ute und sein Kind sprechen? Er war ein gefühlskaltes, egoistisches Arschloch. Wer wusste, wie er sich verhalten würde, sollte sie eines Tages schwanger sein. Ute hatte er auch die große Liebe vorgegaukelt. Wahrscheinlich wäre es ihr genauso ergangen, hätte sie sich auf ihn eingelassen. Wer wusste, was ihr erspart geblieben war durch Utes Schwangerschaft. Nur sie konnte einem wahrlich leid tun. Sie hoffte, dass Lars doch noch irgendwann Vatergefühle entwickeln würde, damit wenigstens das Kind nicht so leiden musste wie seine Mutter.

Spontan öffnete sie das Fenster zum Emailschreiben. 



Betreff: Egoistisches Arschloch!
Von: Anne-P.De-Mon@hotmail.de  
An: L.Laslandes@koelnmail.de 
12:40 17.02.2013
 
Wie kann man nur so etwas von sich geben?! Du bist widerlich!!!

2 Kommentare:

  1. Lotte und ich sind wieder voll auf einer Linie!

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    1. Mal sehen, wie lange Lotte durchhält oder ob Ute gar auch noch zu solch einer Erkenntnis gelangt...

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